Kapitel 05: GEFAHREN ERKENNEN UND VERMEIDEN

Ein Fahrrad ist eine extrem manövrierfähige Maschine, aber es bleibt nur durch Balancieren aufrecht. Sie müssen aufpassen, um nicht zu stürzen, und die Straße auf Gefahrenstellen hin gut im Auge behalten.

Seien Sie besonders vorsichtig bei jeder rutschigen oder lockeren Straßenoberfläche: Splitt, Schnee und Eis, Laub, Ölflecken, Kanaldeckel (besonders wenn sie naß sind!), die weißen Farbmarkierungen eines Zebrastreifens, Stahlplatten auf Straßenbaustellen, all dies sind ernste Gefahren. Vermeiden Sie solche Stellen oder fahren Sie langsam darüber. Auf solchen rutschigen Stellen müssen Sie Kurven und das Bremsen oder Beschleunigen vermeiden. Seien Sie darauf vorbereitet, einen Fuß zum Abstützen auf den Boden zu setzen.

Überqueren Sie Eisenbahnschienen möglichst rechtwinklig.

Schauen Sie nach hinten um zu sehen, ob die Straße hinter Ihnen frei ist. Überqueren Sie dann die Eisenbahnschienen möglichst rechtwinklig.

Seien Sie vorsichtig, wenn Sie mit dem Fahrrad eine Fußgängerbrücke mit Holzbelag überqueren. Besonders im Winter und bei Nässe stürzen immer wieder Radfahrer beim Auffahren auf solche Brücken.

In einigen anderen Ländern gibt es Brücken, deren Fahrbahn aus Eisengittern besteht. Seien Sie dort vorsichtig und schieben Sie das Rad dort notfalls oder weichen Sie auf den Fußgängerweg aus.

Schachtdeckel am Straßenrand, deren Schlitze parallel zur Fahrbahn verlaufen, sollten überall beseitigt sein, da sie eine ganz extreme Gefahr für Radfahrer darstellen. Das Vorderrad kann sich in dem Schlitz verfangen, was einen sofortigen schweren Sturz mit Abgang über den Lenker nach sich zieht. Sollten Sie doch noch einem solchen Schachtdeckel begegnen, dann fahren Sie Sie nicht darüber. Informieren Sie die Straßenbaubehörde, wenn Sie einen Schachtdeckel entdecken, der für Radfahrer gefährlich ist. Das Straßenbauamt ist dafür verantwortlich, solche Probleme zu beseitigen.

Jede zu hohe Fahrbahnunebenheit oder Kante, ein Stein oder Schlagloch können Ihren Fahrradreifen platt gegen die Felge drücken und das Rad beschädigen. Vermeiden Sie alle solche Stellen und schieben Sie das Fahrrad lieber, wenn der Weg zu schlecht wird.

„Rock-dodge“ Ausweichmanöver

Jetzt zu einer guten Nachricht. Da Ihr Fahrrad so schmal und wendig ist, können Sie sich auf eine Situation wie die folgende gut vorbereiten:

Sie fahren auf einer netten Landstraße, die gerade breit genug ist, dass Autos Sie in Ihrer Fahrspur überholen können. Ihr Blick streift über die Landschaft und dann wieder zurück auf die Straße. Jetzt sehen Sie einen großen Stein auf der Straße direkt vor sich. Und hinter Ihnen kommt gerade ein Auto. Sie können also nicht nach links schwenken und Sie wollen auch nicht nach rechts in den Schotter und Schmutz ausweichen. Was tun?

Lassen Sie Ihre zwei Räder um den Stein herumwedeln, während Sie selbst geradeaus weiter fahren. In Amerika nennen wir dieses Ausweichmanöver „das Rock-Dodge-Manöver“. In dem Moment, wenn Sie den Stein erreichen, lenken Sie ganz schnell nach links, dann wieder rechts um auszugleichen und dann wieder geradeaus.

Da Sie Ihre Balance blitzschnell wieder ausgleichen, hat Ihr Oberkörper gar nicht genug Zeit, um der Welle des Fahrrads zu folgen. Sie fahren in einer fast geraden Linie weiter. Diese Manöver, Steinen und Schlaglöchern auszuweichen, sollten Sie auf einem leeren Parkplatz so lange üben, bis es ganz einfach geworden ist.

[change in picture:]

replace „Rock“ by „großer Stein“

[picture text „Avoid a rock…“]

Weichen Sie einem Hindernis aus, indem Sie den Lenker zur Seite ziehen und dann Ihre Balance korrigieren, indem Sie wieder gegenlenken.

Abdrehmanöver

Jetzt stellen Sie sich eine andere Falle vor: Sie fahren einer Straße entlang und nähern sich einer Kreuzung. Ein Auto links von Ihnen beginnt plötzlich nach rechts abzubiegen und Sie sehen die Gefahr, in die Seite des Autos zu krachen. Sie müssen so schnell wie möglich beidrehen, um dem Auto auszuweichen. Um schnellstmöglich eine Kurve zu machen, müssen Sie schnellstmöglich zur Seite liegen. Aber wie machen Sie das?

Ihr Fahrrad balanciert auf dieselbe Weise, wie Sie einen Stab auf Ihrer Handfläche balancieren: Wenn Sie den Stab nach rechts bewegen wollen, bewegen Sie Ihre Hand nach links. Dadurch fällt der Stab nach rechts und Sie folgen Ihm mit der Hand.

In genau der gleichen Weise funktioniert es mit dem Fahrrad: Wenn Sie für einen kleinen Moment Ihr Fahrrad unter sich nach links lenken, können Sie sofort nach rechts fahren. Sie müssen also für einen Sekundenbruchteil auf das Auto, dem Sie ausweichen wollen, zulenken.

[change in picture:]

replace „Front“ by „Vorderrad“.

replace „Rear“  by „Hinterrad“

[Picture text „Twitch your handlebars to the left…]

Um blitzschnell abzudrehen, geben Sie Ihrem Lenker einen kleinen Ruck nach links, um das Nach-rechts-Lehnen für eine schnelle Rechtskurve einzuleiten.

Üben Sie diese Technik auf dem leeren Parkplatz, den Sie als Übungsgelände benutzen. Zuerst bei langsamer Fahrt ziehen Sie den Lenker schnell nach links. Das Fahrrad fällt nach rechts und Sie können nach rechts fahren. Steigern Sie Ihre Geschwindigkeit allmählich. Je schneller sie fahren, desto weniger scharf müssen Sie lenken.

Ausweichmanöver: Schnelles Einbiegen um einem Auto, das eine Stopstelle überfährt, auszuweichen.

[picture text „Coll. avoid.: Quick turn ahead of a left-turning car that failed..]

Ausweichmanöver: Schnelles Einbiegen vor einem Linksabbieger, der die Vorfahrt mißachtet.

[picture text „Coll. avoid.: Quick turn to the right of a right-turning car.]

Ausweichmanöver: Schnelles Einbiegen nach rechts, um einem Rechtsabbieger auszuweichen.

Das Abdrehmanöver ist in vielen verschiedenen Situationen hilfreich. Wenn ein entgegenkommendes Auto plötzlich nach links abbiegt, dann biegen Sie nach rechts in die Seitenstraße ein, zusammen mit ihm. Wenn ein Auto plötzlich aus einer Seitenstraße von rechts schießt, dann drehen Sie vor Ihm in diese Straße ab. Nach rechts hinter das Auto abzubiegen ist am besten. Doch wenn Sie das nicht mehr schaffen, dann drehen Sie zusammen mit dem Auto nach links ab. Selbst wenn der Zusammenstoß nicht mehr zu verhindern ist: Je mehr Ihre Richtung der des Autos gleicht, um so schwächer wird der Aufprall.

Zu schnell in der Kurve

Wenn Sie gerade einen Alpenpaß nach Italien hinabsausen, müssen Sie vor der Kurve bremsen, um nicht Haftung zu verlieren, die Sie für die schnelle Kurve benötigen. Aber früher oder später kann es passieren, dass die Kurve sich enger zuzieht wie erwartet. Wenn es zum Bremsen zu spät ist, kann ein Ableger des Abdrehmanövers die letzte Rettung für Sie sein.

Die häufigste Panikreaktion ist es, geradeaus zu lenken und zu bremsen. Doch das macht es wahrscheinlich, dass Sie kopfvoraus über die Böschung fliegen, bevor Sie anhalten konnten. Legen Sie sich statt dessen in die Kurve. Bremsen Sie nicht. Drehen Sie wie beim Abdrehmanöver für einen Moment den Lenker gerade, damit Sie sich tiefer in die Kurve fallen lassen können.

Die Chancen sind gut, dass Sie es noch schaffen – Ihre Reifen haben meist mehr Haftung, als Sie in der Regel nutzen. Wenn Sie wegrutschen, dann fallen Sie auf die Seite und rutschen bis zum Halt.

Wenn Sie davor sind, in eine Wand zu fahren oder über eine Klippe zu fallen, können Sie sich absichtlich auf die Seite rutschen lassen. Lehnen Sie sich in die Kurve und dann bremsen Sie hart. Was dann folgt tut weh – aber weniger als das andere.

[Picture text „If you are going around a curve too fast…“]

Wenn Sie in der Kurve zu schnell sind, dann drehen Sie den Lenker für einen Moment gerade, um sich tiefer in die Kurve fallen zu lassen.

[This picture might need improving (Letters and remarks) or could be replaced by two pictures. It is not completely clear, which of the three cyclists is doing what.]

Flugfähigkeit?

Vor Ihnen kommt ein übles Schlagloch und die Zeit reicht nicht einmal mehr für ein Rock-dodge-Ausweichmanöver. Sie waren So damit beschäftigt, den Verkehr um sich herum zu beachten, dass Sie das Schlagloch nicht rechtzeitig gesehen haben und jetzt werden Sie die Räder Ihres Velos zu Schrott fahren. Wenn Sie nur fliegen könnten…

Leider können Sie mit Ihrem Fahrrad nicht so wie das Kind im Film „E.T.“ fliegen. Aber Sie können mit Ihrem Fahrrad springen. Bringen Sie die Pedale horizontal, kauern Sie sich zusammen und ziehen Sie den Lenker hoch. Dann springen Sie hoch und reißen die Beine nach oben. Und schneller als Sie „ducken-ziehen-springen-reißen“ sagen können, sind Sie schon über das Schlagloch weg. Das Hinterrad kriegen Sie nur gut über ein Hindernis, wenn Sie Pedalhaken oder Klickpedale benutzen. Doch alleine schon das Vorderrad über ein Hindernis zu bekommen, verhindert meist einen Unfall.

Springen ist die schnellste Notlösung, um ein Schlagloch oder eine andere Gefahr an der Straßenoberfläche zu vermeiden. Sobald Sie genügend Übung darin haben, können Sie es auch einsetzen, um Randsteine und schräg verlaufende Eisenbahnschienen zu überwinden. Üben Sie das Springen mit dem Fahrrad auf Ihrem leeren Parkplatz. Sie müssen erst das Vorderrad in die Luft bekommen, dann das Hinterrad, sobald es vor dem Hindernis ist. Dabei spielt es eine Rolle, wie schnell Sie fahren.

Kurz zusammengefaßt

Sobald Sie Ihre Notfall-Reaktionen gut im Hinterkopf haben, bekommen Sie ein viel besseres Gefühl für Sicherheit. Ihr Selbstvertrauen und Fahrstil machen Fortschritte. Sie können zeigen, was Sie drauf haben, so wie ein californischer Mountainbiker. Sie sind dann ein erfahrener Radfahrer und das erspart Ihnen und Ihrem Rad viele kleine Probleme.

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